Erlebnisräume statt Sehenswürdigkeiten: Architektur als strategischer Erfolgsfaktor
BZT-Jahresdialog zeigt: Gute Architektur im Tourismus ist mehr als Design – sie stiftet Identität, ermöglicht Regeneration und stärkt Nachhaltigk...
Erlebnisräume statt Sehenswürdigkeiten: Architektur als strategischer Erfolgsfaktor
BZT-Jahresdialog zeigt: Gute Architektur im Tourismus ist mehr als Design – sie stiftet Identität, ermöglicht Regeneration, stärkt Nachhaltigkeit und braucht neue Freiräume
Kempten, Juli 2025 – Gute Architektur kann weit mehr, als nur schön aussehen: Sie schafft emotionale Erlebnisräume, ermöglicht Begegnung, Regeneration und Inspiration – und wird damit zum strategischen Erfolgsfaktor touristischer Entwicklung. Das war der Tenor des zweiten Jahresdialogs des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) am 24. Juni 2025. Expertinnen und Experten aus Architektur, Tourismus, Design und Immobilienentwicklung diskutierten unter dem Titel „Architektur trifft Tourismus: Atmosphären schaffen – Erlebnisräume gestalten“ über eine neue Haltung zu gebautem Raum im Tourismus. Die Forderung: mehr Innovationsfreude, ganzheitliche Konzepte und weniger bürokratische Hürden – damit Architektur Zukunft stiften kann.
Architektur als Identitätsanker touristischer Orte
In seiner Einführung betonte Prof. Dr. Marco A. Gardini (BZT), dass Architektur touristische Räume prägt und die Rahmenbedingungen für Begegnung, für Erholung, für Inspiration schafft. Architektur ist längst ein entscheidender Faktor für touristischen Erfolg geworden, wird sie doch oftmals zum identitätsstiftenden Merkmal einer Region oder einer Stadt und zunehmend selbst zum Reiseziel – ob durch ikonische Bauwerke oder authentisch eingebettete Landschaftshotels.
Marion Arnemann-Mangold (Team Manager Projekt Management & Development Services Fit-Out, Jones Lang LaSalle SE) hob in ihrem Impulsvortrag hervor, dass Hotels häufig den gesellschaftlichen Wandel widerspiegeln. Mit narrativer Architektur, echter Partizipation, der Einbindung der Natur sowie der Verschmelzung von physischen und digitalen Räumen kann ein nachhaltiges Besuchserlebnis geschaffen werden. „Architektur ist ein strategischer Erfolgsfaktor für wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit“, so Arnemann-Mangold.
Emotionen statt Sehenswürdigkeiten
Stefan Rier (Gründer und Geschäftsführer, NOA studio) unterstrich: „Der heutige Tourist sucht keine Sehenswürdigkeiten, sondern Emotionen.“ Anhand verschiedener Projekte zeigte er, wie Architektur emotionale Resonanzräume erschafft. So wurde etwa in einer alpinen Ferienanlage durch naturnahes Bauen mit regionalen Materialien und lichtdurchlässigen Holzkonstruktionen, das Auslagern des Parkplatzes und den Verzicht auf Außenbeleuchtungen eine Atmosphäre geschaffen, die eine enge Naturverbundenheit und Ursprünglichkeit erzeugt. In einer Single-Parenting-Hotelanlage wiederum wurde alles darauf ausgerichtet, einen heilsamen, schützenden Ort mit vielfältigen Angeboten für frisch Getrennt-Lebende zu kreieren.
Transformation urbaner Räume durch kreative Weiterentwicklung
Bruno Marti (EVP Brand Marketing, Ennismore) lenkte den Blick auf urbane Räume, in denen Gestaltung oft durch Verdichtung, Umnutzung und die kreative Weiterentwicklung bestehender Bauten geprägt sei. In der Praxis verliere reines Design an Bedeutung, während das Gesamterlebnis – Storytelling, Atmosphäre, Identifikation – zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal werde. „Architektur ist in der Hotellerie grundsätzlich kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Es gibt keine Toleranz mehr für schlechtes Bauen. Alle haben einen hohen Designanspruch“, so Marti.
Gesundheit als konzeptioneller Leitgedanke
Mit der Luisenhöhe im Schwarzwald stellte Rüdiger Wörnle (Geschäftsführer, BCW-Hotels & Resorts GmbH) ein Gesundheitsresort vor, das konsequent auf die Wechselwirkung zwischen Natur, Architektur und den Lebenswelten (der Gäste und Mitarbeiter) setzt. Das „GesundKunft®“-Konzept rückt den Menschen ins Zentrum – von den Raumverhältnissen bis zur Schlafqualität. Architektur wird dabei zum Resonanzraum für Regeneration. „Ich bin überzeugt, dass Gesundheit in der Hotellerie ein echter Gamechanger ist“, so Wörnle.
Wertschätzung von baulichem Bestand
Dorothee Maier (Mitgründerin und Innenarchitektin, meierei Innenarchitektur/Design & Expertenjury Tourismus-Architektur-Preis artouro) plädierte für mehr Wertschätzung des baulichen Bestands. Die Weiterentwicklung vorhandener Strukturen sei nicht nur nachhaltig, sondern auch kulturell sinnstiftend. „Die Verteilung der Mehrwerte auf das Umfeld ist ganz wichtig“, bekräftigte Maier. Der artouro-Architekturpreis – initiiert vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, der Bayerischen Architektenkammer und der Bayern Tourismus Marketing GmbH – würdigt seit 2011 genau solche architektonischen Tourismusprojekte in Bayern.
Architektur braucht eine Vision – und Handlungsspielräume
In der Abschlussrunde wurde deutlich: Architektur im Tourismus muss heute viele Rollen erfüllen – sie soll Atmosphäre schaffen, Nachhaltigkeit ermöglichen, Identität stiften und wirtschaftlich tragfähig sein. Das gelingt nur mit strategischer Planung, klarer Haltung und Gestaltungsfreiräumen. „Architektur kann touristische Entwicklung entscheidend prägen – wenn wir den Menschen und sein Erlebnis konsequent ins Zentrum stellen“, lautete das gemeinsame Fazit.
Eine Zusammenfassung des Fachgesprächs ist hier abrufbar: bzt.bayern/architektur-tourismus
Ansprechpartner:
Bayerisches Zentrum für Tourismus e.V. (BZT)
Prof. Dr. Alfred Bauer
info@bzt.bayern
Über Bayerisches Zentrum für Tourismus
Das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) ist ein vom Staatsministerium geförderter Thinktank, der durch Forschungsprojekte, Wissenstransfer und lösungsorientierten Diskurs den bayerischen Tourismus unterstützt und dessen Leistungsfähigkeit langfristig optimiert.
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