„Lost Places“ in den Alpen

Keine Sorge: Trotz Insta, Outdooractive & Co. gibt es sie noch, die echten Geheimtipps. Wir kennen sieben davon. Gerne nachwandern, aber bitte nic...

Unsere „Lost Places“ in den Alpen

Unbekannte Ziele für Wanderer, Bergsteiger und Mountainbiker.

Keine Sorge: Trotz Insta, Outdooractive & Co. gibt es sie noch, die echten Geheimtipps. Wir kennen sieben davon. Gerne nachwandern, aber bitte nicht weitersagen …!

Dieses Kraku liegt nicht in Polen, sondern in der Steiermark

Steirisch Krakau“ schmiegt sich an die Südhänge der Schladminger Tauern. Wie der benachbarte Lungau gilt dieses Hochtal als besonders sonnenverwöhnt und niederschlagsarm. Die Einheimischen sagen zu ihrem Krakautal auch das „g‘sunde Tal“. Zwischen 1.000 und 1.500 Meter Höhe gibt’s aber nicht nur die beste Luft, sondern auch die besten Bergtouren. Wie etwa auf den Hausberg, den 2.740 Meter hohen Preber. Dem steigt man vom Bergsteigerdorf Krakau über den Prebersee aufs Haupt. Apropos Prebersee: Hier, aber auch am Schattensee, wartet eine einmalige Tradition: das Wasserscheibenschießen. Von einem Ufer wird mit Kugeln auf Zielscheiben am anderen Ufer geschossen. Die Distanz beträgt 107 Meter und der Scheibenmittelpunkt befindet sich 50 cm über dem Wasserspiegel.

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Der Schattensee in der Steirischen Krakau ist Heimat einer einmaligen Tradition: dem Wasserscheibenschießen. © Steiermark Tourismus/Podpera

Namlos, nicht Namenlos: Das versteckte Wanderparadies in den Lechtaler Alpen

Diese Kleingemeinde liegt im Namloser Tal auf 1.225 Meter Seehöhe. Klein, bedeutet in diesem Seitental des Tiroler Lechtals auch wirklich klein. 73 Seelen wohnen hier, 45 in Namlos, 28 in Kelmen. Das Bergdorf Namlos – und das bedeutend größere Berwang (586 Einwohner) – bieten sich als ruhige Basislager für entspannte, in den höheren Regionen auch anspruchsvolle Touren in den Lechtaler Alpen an. Drei Beispiele: Über die Namloser Hängebrücke zum Almdorf Fallerschein (leicht), von Namlos zum idyllischen Dreiensee (mittelschwer) und auf die Namloser Wetterspitze (schwer). Übrigens: Der Name Namlos kommt nicht von namenlos, sondern von einem Einsiedler namens Amel. Seine Einsiedelei wurde im Laufe der Zeit zu Amles, dann zu Namles und schließlich zu Namlos. Wieder was gelernt!

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Die Namloser Hängebrücke führt Wanderer zum Almdorf Fallerschein. © Robert Eder

Patsch: Wandern, Mountainbiken und Gondeln zwischen Alpenmetropole und Gletschern

42. So lautet die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Zumindest in Douglas Adams‘ schrägem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“. 42. Sicher kein Zufall, dass die Kabinenbahn mit dieser Nummer sich von allen anderen, die zum Patscherkofel gondeln, unterscheidet. Nur in ihr kann man frühstücken. Oder am Donnerstagabend dinieren. Und Innsbruck liegt einem zu Füßen. Das Bergdorf Patsch liegt hoch über der Tiroler Alpenmetropole – also ein Dorf mit Weitblick. Zur Rechten die quirlige Hauptstadt Tirols, Innsbruck, mit ihrem urbanen Lifestyle, zur Linken die blend-a-med-weißen Gletscher der hohen Dreitausender im Stubai. Wer keine Lust auf die 42 (oder die anderen Gondeln hoch zum Hausberg Patscherkofel) hat, der wandert hinauf zum Gipfel. Oder noch besser per Pedes.

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Das Bergdorf Patsch liegt hoch über der Tiroler Alpenmetropole – also ein Dorf mit Weitblick. © Innsbruck Tourismus

Alles andere als trist: Das Dörflein Tristach am Fuße der unbekannten Dolomiten

Südöstlich von Osttirols Hauptstadt Lienz, wo sich die beiden Bergflüsse Isel und Drau vereinigen, versteckt sich der idyllische Urlaubsort Tristach. Wer die Nähe zum wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Mittelpunkt Osttirols sucht, aber dennoch seine Ruhe haben will, urlaubt hier genau richtig. Denn direkt im Süden des 1500-Seelen-Dorfes streben die Lienzer Dolomiten in den Osttiroler Himmel. Manche sagen, die unbekannten Dolomiten seien die schöneren. Auf dem Weg hinauf in Richtung der bewirtschafteten Dolomitenhütte kommt man am Tristacher See vorbei. Abkühlung Ehrensache! Weiter geht’s zu einer zünftigen Jause am Kreithof, bevor man wieder Richtung Tristach absteigt. Wer ein Faible für Ortsnamen hat, sollte einen kleinen Abstecher über „Bad Jungbrunn“ machen.

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Auf dem Weg hinauf in Richtung der bewirtschafteten Dolomitenhütte kommt man am Tristacher See vorbei. © Stadtgemeinde Lienz

Auge in Auge mit Steinadler und Co.: Das unberührte Defereggental in Osttirol

Das Osttiroler Defereggental – zwischen Lienz und Großglockner gelegen – ist ein vom Massentourismus verschontes Juwel im Nationalpark Hohe Tauern. Zirbenwälder, Wiesen, Almen und einzigartige Tierwelt prägen dieses gut versteckte Tal südlich des Alpenhauptkamms. Kaum ein anderes Tal hat so nah am Wasser gebaut wie das Defereggental. Bestes Basecamp zum Wandern und E-Biken: St. Veit in Defereggen, die höchste Gemeinde Osttirols. Vom sonnenverwöhnten Tal wandert man z.B. südseitig zum Speikboden und zu den Gritzer Seen. E-Biker er-fahren am Klammljoch den historischen Weg der Bergbauern, Kirchgänger und Schmuggler hinüber nach Südtirol. Unterwegs kommt man an der Jagdhausalm, den ältesten Almen in Österreich, vorbei.

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Die Jagdhausalmen im Osttiroler Defereggental werden seit jeher von Südtiroler Bauern bewirtschaftet. © Nationalpark Hohe Tauern/Tom Specht

Hex, hex: In der Olympiaregion Seefeld entstehen aus dem Nichts zwei Seen. Jedes Jahr neu.

Im Wildmoos auf 1.280 Metern Höhe findet jeden Frühling ein einmaliges Naturwunder statt: Zwischen Lärchen- und Birkenwäldern entstehen quasi über Nacht der Wildmoossee und der Lottensee. Jeden Frühling neu. Erklären kann sich das niemand, aber wahrscheinlich hat dieser Zaubertrick der Natur mit der Schneeschmelze und dem unterirdischen Karstsystem zu tun. Die Seen locken den Sommer über mit konstantem Wasserstand Genusswanderer ins Wildmoos, bevor sie wieder verschwinden. Bestes Basislager ist das Dörflein Mösern, kleinster Ort und Perle der Olympiaregion Seefeld in Tirol. Das Dorf sonnt sich auf 1.245 Metern Seehöhe überm Inntal – Urlaub mit Weitblick also! Neben sanften Wanderungen mit Weitblick lockt hier auch die berühmte Friedensglocke – und die traditionellen Zäune rings ums Dorf.

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Zwischen Lärchen- und Birkenwäldern entstehen quasi über Nacht der Wildmoossee und der Lottensee. © Stefan Wolf

Hochalpin und stadtnah: Das können nur die Bergsteigerdörfer im Tiroler Sellrain

Wie lange dauert die Fahrt von der quirligen Altstadt ins Hochgebirge? Im Fall von Innsbruck und dem Sellraintal: unter 30 Minuten! St. Siegmund (1.513 m) ist nicht nur eines der höchsten Dörfer Tirols, sondern auch der beste Ausgangspunkt für spannende Wanderungen und Bergtouren – ganz nah und doch unendlich weit weg von der Alpenmetropole Innsbruck. Mein erster Dreitausender! Nirgendwo sonst in den Nordalpen erfüllt man sich diesen Herzenswunsch einfacher als hier im Sellrain – garantiert ohne Gletscherberührung und auf markierten Wegen. Tipp: von St. Siegmund mit dem E-Bike bis kurz vor die Neue Pforzheimer Hütte radeln und dann den Zwieselbacher Rosskogel aufs Dach steigen! Der ist stramme 3.082 Meter hoch. Da kann die Zugspitze mit ihren 2.962 Metern einpacken.

Mario Webhofer
St. Siegmund (1.513 m) ist nicht nur eines der höchsten Dörfer Tirols, sondern auch der beste Ausgangspunkt für spannende Wanderungen und Bergtouren. © Innsbruck Tourismus/Mario Webhofer

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