Singapur: Blaupause für die Stadt der Zukunft
In Singapur spannen sich grüne Brücken über Straßen, Regenwässergärten ersetzen Gullys und aus Fassaden wachsen vertikale Wälder
Biophil statt betoniert
Singapur: Blaupause für die Stadt der Zukunft
Der Klimawandel kündigt sich nicht mehr an, er ist längst da. Laut dem EU-Klimadienst Copernicus lag die globale Durchschnittstemperatur zwölf Monate in Folge über der kritischen Marke von 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Gerade urbane Räume stehen angesichts hoher Bevölkerungsdichte und versiegelter Flächen vor besonderen Herausforderungen. Und während in Deutschland noch über die richtigen Strategien diskutiert wird (wenn überhaupt), führt Singapur vor, wie urbane Räume grün, klimaresilient und lebenswerter gestaltet werden können. Ihr Lösungsansatz: naturintegrierte Stadtplanung und biophile Architektur.
Juni 2025: Westeuropa erlebt den heißesten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Was als Ausnahme galt, wird zur Regel. In vielen Metropolen – von Kapstadt über Delhi bis Berlin – stoßen althergebrachte Stadtmodelle an ihre Grenzen. Singapur setzt seit mehr als 60 Jahren auf einen anderen Ansatz. Chang Huai-Yan vom singapurischen Architekturbüro Salad Dressing erklärt: „In vielen Teilen der Welt wird Land zersplittert oder wirtschaftlichen Interessen untergeordnet. Singapur hingegen behandelt es als gemeinsames nationales Gut“. Wer die Stadt besucht, erkennt schnell: Hier folgt die urbane Gestaltung einer Logik, die auf Klimawandel und ökologische Dringlichkeit Antworten liefert. Grauer Beton und kahle Überführungen? Fehlanzeige. In Singapur spannen sich grüne Brücken über Straßen, Regenwassergärten ersetzen Gullys und aus Fassaden wachsen vertikale Wälder. Die Millionenstadt zählt heute zu den grünsten der Welt: Zwischen 1986 und 2020 stieg der Grünanteil von 36 auf über 47 Prozent – und das trotz einer der weltweit höchsten Bevölkerungsdichten von rund 8.000 Menschen pro Quadratkilometer. Die Vision der „Garden City“, in den 1960er-Jahren geboren, prägt bis heute das Stadtbild.

„City in Nature“: Singapurs grüne DNA
Städtische Parks, Rasenflächen und Gärten sind das eine, doch Singapur will mehr – und „City in Nature“ heißt die Idee. „Angesichts ökologischer und klimatischer Veränderungen will die Stadt relevant und anpassungsfähig bleiben“, erklärt Huai-Yan. „Die Umbenennung von ‚Garten‘ zu ‚Natur‘ steht für dieses tiefere, integrierte Engagement.“
Der Anspruch, Natur und Stadt nahtlos zu verbinden, ist eine zentrale Säule des „Green Plan“, dem umfassenden Konzept für die nachhaltige Entwicklung Singapurs bis 2030. Geplant sind die Pflanzung von einer Million neuer Bäume, ein ÖPNV-Anteil von 75 Prozent und ein Ausbau des Park Connector Network auf über 380 Kilometer. Dieses grüne Wegenetz verbindet mehr als 350 Parks, Wohnquartiere und Küstenareale und soll sicherstellen, dass jeder innerhalb von zehn Gehminuten einen Park erreicht.
Wer heute schon biophile Stadtplanung erleben möchte, besucht das MacRitchie Reservoir. Ein tropischer Regenwald mitten in Singapur. Auf dem 250 Meter langen TreeTop Walk lassen sich Affen, Vögel und Echsen in freier Wildbahn beobachten, ein Erlebnis, das sonst nur in Nationalparks möglich ist. Einen völlig anderen, aber ebenso grünen Eindruck vermittelt der Rail Corridor: Die ehemalige Bahntrasse wurde auf über 24 Kilometern renaturiert. Wo früher Güterzüge ratterten, breitet sich heute dichter Dschungel aus.


Biophile Architektur: Bauen im Dienst des Klimas
„Es gibt ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass Natur mehr ist als reine Begrünung – sie wird zunehmend als Resilienz-Infrastruktur verstanden“, erklärt Chang Huai-Yan. Entsprechend gilt heute: Jede neue überbaute Grünfläche muss durch Gebäudebegrünung ausgeglichen werden – sei es durch Dachgärten, bepflanzte Fassaden oder vertikale Gärten.
Ein absoluter Klassiker biophiler Architektur: die prachtvollen „Supertrees“ in Gardens by the Bay. Nicht nur, dass sie allabendlich in allen Farben des Regenbogens leuchten. Die bis zu 50 Meter hohen vertikalen Gärten sammeln Regenwasser zur Bewässerung, erzeugen Solarstrom für die Beleuchtung und klimatisieren ihre Umgebung aktiv. Durch die Verdunstungskühlung der Pflanzen sinken die Temperaturen in den angrenzenden Arealen um bis zu 4 Grad Celsius. So tragen sie maßgeblich zur Minderung des städtischen Wärmeinseleffekts bei und erhöhen die Lebensqualität in der Umgebung.

15.000 Quadratmeter Grün- und Wasserfläche: Die Rede ist von keinem weiteren Park, sondern dem Parkroyal Collection Pickering – einem luxuriösen Fünf-Sterne-Eco-Hotel. Das Gebäude scheint auf mehreren Etagen inmitten hängender Gärten zu schweben, die nicht nur optisch beeindrucken, sondern aktiv zur Klimaregulierung beitragen. Die Architektur des Hotels funktioniert wie ein atmendes Ökosystem: Regenwasserspeicher sammeln Niederschläge, die zur Bewässerung der Pflanzen genutzt werden und den Wasserverbrauch erheblich reduzieren. Natürliche Belüftungssysteme minimieren den Energiebedarf für Klimatisierung, während die üppigen, bepflanzten Fassaden als natürliche Filter wirken und jährlich rund 60 Tonnen Kohlendioxid binden.
Und letztlich bedeutet „City in Nature“ nicht nur sehen und erleben, sondern auch schmecken: Die Edible Garden City ist eine urbane Farm im Herzen der Stadt, die nicht nur Restaurants mit frischen Kräutern versorgt, sondern Besucher auch zum Mitgärtnern, Kochen und Ernten einlädt – ein lebendiges Beispiel für lokale Kreislaufwirtschaft.
Weitere Informationen unter www.visitsingapore.com.
Über Singapore Tourism Board
Das Singapore Tourism Board (STB) ist die führende Institution für die Förderung des Tourismus, einem der wichtigsten Dienstleistungssektoren in Singapur. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Gesellschaft entwickelt das STB die dynamische Tourismuslandschaft in Singapur kontinuierlich weiter. Mit dem neuen Markenslogan „Passion Made Possible“ soll Singapur als lebendiges Reiseziel charakterisiert werden, das die Menschen dazu inspiriert, ihre Leidenschaften zu erkunden und auszuleben. Weitere Informationen unter www.stb.gov.sg oder www.visitsingapore.com.