Das steirische Gespür für Wein

Österreichs kleinstes Wein-Anbaugebiet zählt inzwischen zu den Vorreitern in Sachen nachhaltiger Weinanbau, Vertrieb und Weintourismus.

Tourismus
17.07.2023 | Steiermark

Das steirische Gespür für Wein

Das steirische Weinland zählt zu den schönsten Weinlandschaften Europas. Österreichs kleinstes Wein-Anbaugebiet hat in den letzten Jahrzehnten viel investiert, um heute nicht nur mit großen Weißweinen international für Aufmerksamkeit zu sorgen. Inzwischen zählt die Steiermark sogar zu den Vorreitern in Sachen nachhaltiger Weinanbau, Vertrieb und Weintourismus.

Das heutige steirische Weinland ist unterteilt in die Anbaugebiete Südsteiermark, Weststeiermark und Vulkanland Steiermark. Die Lage zwischen Mittelmeer und Alpen ist klimatisch einzigartig und unterstützt die Arbeit kreativer Winzer, die ihre Erzeugnisse gekonnt vermarkten. Heute werden in mehr als 2.000 steirischen Betrieben auf rund 5000 Hektar Anbaufläche in teils steiler Hügellage pro Jahr durchschnittlich 250.000 Hektoliter unterschiedlichste, doch stets unverwechselbare Weine gekeltert. Die bevorzugten Rebsorten sind Sauvignon Blanc, Welschriesling, Morillon (steirisch für Chardonnay), Traminer, Schilcher, Zweigelt, Weißburgunder, Gelber Muskateller, Grauburgunder, Riesling und Müller-Thurgau. Wie es dazu kam, dass die Erzeugnisse aus kleinstem Bergweinbau zuerst ein rein österreichischer und inzwischen internationaler Erfolg wurden, ist nicht weniger als eine landwirtschaftliche Sensation.

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Pro Jahr werden in der Steiermark durchschnittlich 250.000 Hektoliter Wein gekeltert. © Steiermark Tourismus / Harry Schiffer

2.000 Jahre Weingeschichte

Weinbau gab es im Gebiet der heutigen Steiermark wohl bereits im 4. Jahrhundert vor Christus bei den Kelten. Ausgrabungen in Flavia Solva bei Leibnitz belegen, dass auch die Römer dort Weinreben kultivierten. Seine erste Blüte erlebte der steirische Weinbau jedoch unter der Führung der Kirchen im 15. Jahrhundert. Im Bistum Seckau zählte man damals rund 6.000 Weingärten. Nach Rückschlägen durch Krieg, Seuchen und ungünstiges Klima lebte der steirische Wein (damals gab es 425 verschiedene Rebsorten) im Jahre 1784 durch Kaiser Joseph II erneut auf, als er in einer Zirkularverordnung den Weinbauern die Urform des heutigen Buschenschanks ermöglichte. 1822 probierte sich sein Neffe Erzherzog Johann auf seinen Musterweingütern mit der Anzucht internationaler Rebsorten und pflanzte erstmals Sauvignon Blanc und Chardonnay. Um angehende Weinbauern mit Fachwissen zu unterstützen, wurde 1895 die Weinbauschule Silberberg gegründet. Drastische Wende für den bis dahin florierenden Weinbau: Mit dem Ersten Weltkrieg ging der größte Teil der 35.000 Hektar Rebfläche an das heutige Slowenien.

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Die steirische Weinbauschule Silberberg wurde 1895 gegründet. © Steiermark Tourismus / Ute Hödl

Strukturwandel: Erfolg durch Weitsicht

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erholte sich der steirische Weinbau. Um potenzielle Konsumenten direkt zum Wein zu locken, wurde 1955 die erste Weinstraße ins Leben gerufen, die als Südsteirische Weinstraße von Ehrenhausen bis Leutschach zum Teil direkt an der slowenischen Grenze verläuft. Den nötigen Strukturwandel oder Karrierestart des steirischen Weines brachte jedoch der Weinskandal Mitte der 80er-Jahre. Zu dieser Zeit erwirtschafteten in der Steiermark 4.700 Klein- und Kleinstbetriebe auf 2.500 Hektar Weinanbaufläche in überwiegend steiler Hanglage 120.000 Hektoliter Wein pro Jahr. Das entsprach 0,65 Hektar pro Winzer. Der Bund erkannte das Problem, griff den Bauern mit Flächenprämien unter die Arme und verdoppelte so die Anbaufläche. Auch die Änderung des Publikumsgeschmacks hin zu trockenen, leichten und säurereichen Weißweinen wussten die steirischen Weinbauern für sich zu nutzen, um den steirischen Wein zunächst österreichweit bekannt zu machen.

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In der Steiermark wird hauptsächlich Weißwein angebaut. © Steiermark Tourismus / Eva Mark

Die neue nationale Wein-Welt

Bis 1990 wurde steirischer Wein fast ausschließlich in der Steiermark konsumiert. Das änderte sich, als die „Landesausstellung zur steirischen Weinkultur“ auf Schloß Gamlitz auf österreichweites Interesse stieß. Aus dem hier präsentierten Steirischen Junker, einem sehr leichten, frisch-fruchtigen Qualitäts-Jungwein mit maximal zwölf Volumenprozent Alkohol, wurde durch die Marktgemeinschaft ein gesamtsteirisches Projekt und damit eine der erfolgreichsten neuen steirischen Wein-Marken geschaffen. Mit der Zeit entstanden weitere Dachmarken wie Steirische Hoheit im Sausal, Klöcher Traminer im Vulkanland oder Schilcher-Schutzverein Weißes Pferd, um die regionale Identität und ihre Besonderheiten zu bewahren.

Internationaler Imagegewinn

Heute erwirtschaftet die Steiermark, als kleinstes Weinbaugebiet Österreichs, rund zehn Prozent der österreichischen Gesamtproduktion. Ende der 80er-Jahre waren es noch etwa vier Prozent. Grund: ein enormer Imagegewinn steirischer Weine im In- und Ausland. Der aus der Weststeiermark stammende Schilcher, in den 1950er-Jahren als „nicht salonfähig“ abgetan, ist heute zum Beispiel eine lokale Spezialität und auch der Sauvignon Blanc und die weißen Burgundersorten Morillon, Weißburgunder und Grauburgunder stehen bei internationalen Weinexperten hoch im Kurs. Die weltweit bedeutende Weinkritiker-Plattform „The Wine Advocate“ lässt inzwischen schon mal einen steirischen Sauvignon Blanc wie etwa die IZ Reserve von Tement an der 100 Punkte-Marke kratzen. Steirische Winzer wie Adam Lieleg, Walter Skoff, Reinhard Muster oder das Weingut Kodolitsch erhielten bei internationalen Vergleichsproben wie dem „Concours Mondial du Sauvignon“ sogar weltmeisterliche Ehren.

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Der steirische Sauvignon Blanc steht international hoch im Kurs. © Steiermark Tourismus / Tom Lamm

Ab in die Zukunft

Den Ruhm ihrer Weine sehen die steirischen Winzer als Aufforderung weiterzumachen. Als Weinpioniere. Dafür blicken sie mit angepassten Anbaumethoden, nachhaltigen und biodynamischen Konzepten und immer neuen Ideen in die Zukunft und versuchen die Qualität der steirischen Weine weiter zu steigern. Wie das in der Praxis aussieht? Neue Wege geht zum Beispiel das Weingut Krispel mit seinem Wein aus Stein. Der B1, eine Cuvée, wird hier nach einer uralten Vinifizierungsmethode in Basaltsteintrögen ausgebaut. Diese Methode hat man sich dort sogar patentieren lassen.

Im Weingut Ploder-Rosenberg gelangte Alfred Ploder mit seiner Familie im Jahr 2006 zum Biodynamischen Weinbau und arbeitet seit damals nach Demeter-Richtlinien. Seine Philosophie: Auf Überflüssiges verzichten, die Kräfte der Natur wirken und dem Wein Zeit lassen. Aber auch die junge Generation beschreitet neue Wege: Unter dem Namen „Die Sieme“ haben sich zum Beispiel sieben südsteirische Jungwinzer zusammengeschlossen und zeigen die Vielfalt des Sauvignon Blancs in 7er-Kartons mit jeweils einer typischen Flasche der sieben verschiedenen Weingüter.

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Die Sieme © Stefan Leitner

Florierender Wein-Tourismus

Das steirische Gespür für den Wein hat inzwischen zu einem facettenreichen Wein-Tourismus geführt. Im Weinland warten acht Weinstraßen, spannende Weinwanderwege, etappenreiche Weinradtouren, zahlreiche Weingüter und über 800 Buschenschänke auf Gäste. Wer den steirischen Wein erleben will, besucht die Erzeuger direkt auf den Weingütern – Führung und Verkostung inklusive. Die Angebote im Weinland sind vielfältig und lassen in ihrer Bandbreite keine Wünsche offen: Für erholsame Übernachtungen sorgen urige Winzerzimmer wie im Weingut Kögl, edle Winzerzimmer mit Pool am Sabathihof-Dillinger oder sogar private Luxus-Chalets wie die Golden Hill Chalets in St. Nikolai im Sausal. Geschmacklich reicht die Auswahl vom einfachen Buschenschank über Köstlichkeiten von ausgezeichneten Buschenschänken wie dem Weingut Tinnauer oder Besonderes im Genusstheater Krispel bis hin zur gehobenen Spitzengastronomie wie der Weinbank in Ehrenhausen. Weingenuss für zu Hause? In der Vinothek Steiermark in St. Anna am Aigen stehen über 200 Weine von 120 steirischen Winzern für Verkostung und Verkauf bereit.

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Die Golden Hill Chalets sorgen für erholsame Übernachtungen. © Golden Hill

Weitere Informationen gibt es unter www.steiermark.com

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