Tektonikarena Sardona: Ein Stück Afrika mitten in der Schweiz
Auf den ersten Blick ein gewöhnliches Wandergebiet in den Alpen, bei näherer Betrachtung ein spektakuläres Kapitel der Erdgeschichte.
Tektonikarena Sardona: Ein Stück Afrika mitten in der Schweiz
Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Wandergebiet in den Alpen erscheint, erweist sich bei näherer Betrachtung als spektakuläres Kapitel der Erdgeschichte. In Flims Laax trifft afrikanisches Urgestein auf europäische Jungschichten und erzählt von der Geburtsstunde der Alpen.
Man sieht’s. Man steht drauf. Doch kaum jemand weiß, welches geologische Schauspiel sich hier einst abgespielt hat. In der Tektonikarena Sardona liegt afrikanischer Fels auf europäischem Boden – und das völlig legal. Mitten durch die Flimser Bergwelt zieht sich eine geologische Schnittlinie, die weltweit einzigartig ist. Was man sonst nur im Geologiebuch findet, lässt sich hier live erleben: Normalerweise liegt junges Gestein oben und altes unten. Hier ist es genau andersherum. Vor rund 40 Millionen Jahren schob sich bei der sogenannten Glarner Hauptüberschiebung rund 250 Millionen Jahre altes Gestein über deutlich jüngere Schichten. Dieses erdgeschichtliche Meisterwerk ist heute UNESCO-Weltnaturerbe.
Wer genau hinschaut, erkennt die scharfe Linie zwischen dem rötlich-grauen Urgestein und dem helleren, weicheren Gestein darunter – besonders eindrucksvoll zu sehen an den Tschingelhörnern oder entlang des Sardona-Welterbe-Wegs. Hier zeigt sich, wie die Alpen entstanden sind: durch Kräfte, die Kontinente bewegten, Gesteinsschichten übereinander schoben und aus Felsgestein eine aufgeschlagene Chronik der Erdgeschichte machten.
Wandern wird hier zur Zeitreise und bietet die perfekte Gelegenheit, nicht über das Wetter oder das Equipment, sondern über Plattentektonik und die Entstehung von Bergen zu reden.
Wie man die Gesteinsgrenze erkennt, warum Flims Laax ein Hotspot der Erdgeschichte ist und was man am besten zuerst bestaunt? Wir haben einen gefragt, der zwischen Millionen Jahren den Überblick behält: Christian Suter GeoGuide aus der Region.
Info: Die Tektonikarena Sardona ist ab Flims mit der neuen Gondelbahn FlemXpress erreichbar. Der Besucherpavillon Sardona bei der Segneshütte ist täglich geöffnet. An den Wochenenden zwischen dem 28. Juni und 19. Oktober vermittelt ein fachkundiger GeoGuide die moderne Sicht der Entstehung der Alpen und führt Interessierte über den neuen Sardona Bergblumen Pfad. Eintritt und Tour sind gratis.

Info: Die Tektonikarena Sardona ist ab Flims mit der neuen Gondelbahn FlemXpress erreichbar. Der Besucherpavillon Sardona bei der Segneshütte ist täglich geöffnet. An den Wochenenden zwischen dem 28. Juni und 19. Oktober vermittelt ein fachkundiger GeoGuide die moderne Sicht der Entstehung der Alpen und führt Interessierte über den neuen Sardona Bergblumen Pfad. Eintritt und Tour sind gratis.
Wo die Berge auf dem Kopf stehen
Ein Gespräch mit GeoGuide Christian Suter über das Wunder der Alpenentstehung. Er kennt die Alpen wie kaum ein anderer – und erzählt ihre Geschichte wie kein zweiter.
Christian Suter ist zertifizierter GeoGuide im UNESCO-Weltnaturerbe Tektonikarena Sardona und nimmt Besucher mit auf eine Reise durch Millionen Jahre Erdgeschichte. Im Gespräch erklärt er, warum hier uraltes afrikanisches Gestein auf junges europäisches trifft und wie sich daraus die faszinierende Bergwelt formte.
1. Was steckt hinter dem spektakulären „Afrika in den Alpen“?
Vor rund 250 Millionen Jahren sah die Welt völlig anders aus: Ein gigantischer Superkontinent namens Pangäa dominierte die Erde. Als dieser zerbrach, entstand zwischen Afrika und Europa ein flaches Urmeer. Vor 100 Mio. Jahren rückte die Afrikanische Platte unaufhaltsam nordwärts und kollidierte dabei mit der Europäischen Platte. In der Tektonikarena Sardona liegen heute uralte afrikanische Gesteinsplatten auf deutlich jüngeren europäischen Schichten. Man könnte also sagen, dass die Berge bei uns auf dem Kopf stehen, denn normalerweise liegen die jüngsten Schichten oben. Übrigens: Auch der oberste Teil des Matterhorns besteht aus diesem afrikanischen Gestein.

2. Was geschah bei der Glarner Hauptüberschiebung?
Vor etwa 40 Millionen Jahren ereignete sich ein dramatischer Kraftakt. Dabei schob sich zehn Kilometer unterhalb des Meeresspiegels eine tausend Meter dicke Platte aus uraltem Meeresboden mit enormer Wucht über jüngere Gesteinsschichten. Durch dieses gigantische Falten und Verschieben wurden die Alpen emporgehoben und jene markanten Landschaften geformt, die heute in der Tektonikarena Sardona zu sehen sind.
3. Warum sehen manche Berge aus wie gestapelte Schichten einer Torte?
Diese sichtbaren Schichten sind wie die Kapitel im Buch der Erdgeschichte. Über Jahrmillionen lagerten sich im Tethysmeer verschiedenste Sedimente ab. Vor allem durch die Überreste sterbender Lebewesen wie Fische, Krebse und Muscheln, aber auch durch Erosion der angrenzenden Landmassen, die sich fein übereinander lagerten und schließlich zur Bildung mächtiger Kalkschichten führte. Mal liegen diese Schichten waagerecht, mal sind sie durch tektonische Kräfte fast senkrecht gestellt – ein eindrucksvolles Naturkunstwerk.

4. Und warum liegen heute Muscheln auf 2.000 Metern Höhe?
Ganz einfach: Die Alpen waren einst Meeresboden. Am oberen Segnesboden sieht man heute eine rund 70 Millionen Jahre alte Austernmuschelbank.
5. Wo lässt sich die tektonische Geschichte am eindrucksvollsten erleben?
An den Tschingelhörnern sieht man die Linie am eindrucksvollsten. Geführte Touren mit GeoGuides eröffnen spannende Einblicke, erwecken die Geschichten der Steine zum Leben. Ein Erlebnis, das weit über eine gewöhnliche Wanderung hinausgeht.
Über Flims Laax
Die Graubündner spielen in der Champions League der alpinen Ganzjahresdestinationen. Flims, Laax und Falera – das bedeutet im Sommer Action und Erholung auf 330 Kilometern Bikerouten vom Gletscher bis zur Rheinschlucht und 250 Kilometern Wanderwegen. Im Winter warten in der schneesicheren Wintersportdestination 224 bestens präparierte Pistenkilometer auf Rillenkiller. Als traditionsreiches Freestyle-Mekka sind fünf Snowparks mit über 90 Obstacles, eine Pro Kicker Line in olympischen Dimensionen, eine Minipipe sowie die weltgrösste Halfpipe Ehrensache. In Flims Laax wird der Freestyle zelebriert. Hier trifft unverwechselbarer Lifestyle auf einzigartige Natur.