Irlands Kreaturen der Nacht
Auf der grünen Insel gehört es seit Jahrhunderten zur Tradition, von geheimnisvollen Kreaturen zu erzählen, deren Geschichten Generationen erschaue...
Irlands Kreaturen der Nacht
Wenn es draußen dunkel wird und Halloween naht, ziehen unheimliche Gestalten durch die irische Nacht – und diese Wesen sind keine moderne Netflix-Erfindung, sondern entspringen tief verwurzelter keltischer Mythologie. Vielerorts in Irland lassen sich ihre Anwesenheit und Kräfte spüren, an manchen kann man auf ihren Spuren wandeln…
Auf der grünen Insel gehört es seit Jahrhunderten zur Tradition, von geheimnisvollen Kreaturen zu erzählen, deren Geschichten Generationen erschauern lassen. Gerade zu Halloween, wenn laut Sage der Schleier zwischen den Welten hauchdünn wird, kehren Boann, Morrígan, Fear Dearg oder Púca in alten Ritualen, Festumzügen und Legenden zum Leben zurück. Sie machen deutlich: Die Ursprünge von Spuk und Gänsehaut liegen mitten in Irland.
Boann – Göttin des Flusses
Boann ist die mythologische Personifizierung des Flusses Boyne in Irland. Sie gilt als bedeutende Quell- und Flussgöttin in der irisch-keltischen Mythologie. Der Boyne-Fluss entspringt ihrer Legende: Boann stößt in einem Akt des Ungehorsams mit magischer Kraft die heilige Quelle an, deren Wasser unkontrolliert fließt und zum Fluss wird. Sie steht für Fruchtbarkeit, Inspiration und weibliche Schöpfungskraft.
Unser Reisetipp: Die Heimat von Boann erkundet man entweder bei einer Fahrt auf dem Boyne Valley Drive. Auf 190 Kilometern führt die Route entlang mystischer und ehrwürdiger Sehenswürdigkeiten, wie das Trim Castle, Hill of Tara oder das sagenumwobene Newgrange. Oder man nimmt den Wasserweg: Der Fluss eignet sich hervorragend für Kanu- und Kajaktouren, besonders der Abschnitt Boyne Blueway im County Meath, Irland. Dieser 8 km lange Abschnitt ist für alle Könnerstufen geeignet, da der Fluss langsam fließt.

Morrígan – Kriegsgöttin und Wandlungskünstlerin
Morrígan ist eine zentrale und komplexe Figur der irischen Mythologie, bekannt als Kriegsgöttin und Herrin des Schicksals. Ihr Name bedeutet „große Königin“ oder „Gespensterkönigin“. Sie tritt in verschiedenen Gestalten auf – als schöne Frau, hässliche Alte oder als Tier, meist als Rabe oder Krähe. Morrígan beeinflusst Schlachten durch Zauber und Manipulation, kann Nebel und Feuer hervorrufen und das Geschehen als Todesbotin bestimmen. Zu ihren Schwestern zählen Badb und Macha; als Dreifaltigkeit erscheinen sie manchmal als Wäscherinnen am Fluss, ein Omen für den Tod von Kriegern. Sie ist nie selbst eine aktive Kämpferin, sondern wirkt indirekt im Hintergrund durch Magie und Vorahnung.
Unser Reisetipp: Die Höhle Oweynagat in Rathcroghan im County Roscommon. „Irlands Tor zur Hölle“ gilt als Eingang zur Anderswelt. Zur Zeit des keltischen Festes Samhain, einem Vorläufer von Halloween, erscheint Morrígan, um gemeinsam mit schaurigen Bestien das Land zu verwüsten und den Winter zu bringen. Für Hartgesottene veranstaltet das Besucherzentrum gerade zu Halloween eine besonders gruselige Tour.

Fear Dearg – Schelmischer Kobold in Rot
Der Fear Dearg (übersetzt „Roter Mann“, auch Far Darrig oder Rat Boy) ist eine sarkastische, koboldartige Gestalt der irischen Folklore, die vor allem für böse Streiche bekannt ist. Er taucht häufig als unheimlicher, rot gekleideter Wanderer auf, der Menschen mit makabren Scherzen oder Trugbildern in Angst versetzt. Typisch ist, dass er als einsam und nachtaktiv gilt und seine grausamen Streiche oft auch die Grenze zum Übernatürlichen überschreiten, manchmal mit Todesdrohungen oder Gruseleffekten.
Unser Reisetipp: Der Legende nach lebt ein Fear Dearg meist in verlassenen Ruinen oder sagenumwobenen Stätten. Wer mehr über die etwas harmloseren Kollegen von Fear Dearg, erfahren möchte, dem sei einer der vielen irischen Fairy Trails empfohlen, um mehr über Kobolde und Feen zu erfahren. Die Region Carlingford ist sehr beliebt hierfür: Es gibt einen Zugang zu einer Höhle unter dem Carlingford Folklore Park, die angeblich die Heimat der letzten Kobolde Irlands ist. Hier kann man an Koboldsuchen teilnehmen dem „letzten Koboldflüsterer“ Kevin Woods einen Besuch abstatten.

Púca – Unberechenbare Gestaltwandlerin
Púca ist ein mächtiges Feenwesen und eine Gestaltwandlerin aus der irischen Mythologie. Diese Figur kann als Mensch, Tier (häufig als schwarzes Pferd, Hase oder Ziege) oder Mischwesen auftreten und birgt eine ambivalente Mischung aus harmlosen Streichen und gefährlicher Magie. Púca wird oft als ein „boshafter, aber relativ harmloser Geist und Kobold“ beschrieben, der Menschen Angst einjagen, die aber auch helfen kann. Das Púca-Festival im County Meath betont seine Wandlungsfähigkeit und Bedeutung als Symbol für die herbstliche Übergangszeit und die Verbindung zur Anderswelt.
Unser Reisetipp: Das Púca Festival vom 30. Oktober bis 2. November 2025 in der Grafschaft Meath im Nordosten Irlands – dort, wo das schaurige Spektakel seinen Ursprung hat und der wohl beste Ort, um Halloween zu feiern.

Auch heute noch ist Halloween auf der grünen Insel mehr als ein Kostümfest: In Erzählungen, beim Feuerschein oder beim Púca-Festival zeigen sich die vorgestellten Gestalten als Teil lebendiger Volkskultur. Mit den Geschichten und Legenden rund um Boann, Morrígan, Fear Dearg und Púca wird ein uraltes Wissen weitergegeben – und zeigt, dass die spannendsten Kreaturen der Nacht nicht aus modernen TV-Serien stammen müssen, sondern auch aus der Tiefe irischer Mythen. Wer zur Geisterstunde durch Irland reist, trifft das ganze Jahr über auf Geschichten, die so zeitlos und faszinierend sind wie das Land selbst.
Über Tourism Ireland
Felsige Steilklippen, kilometerlange Steinmäuerchen, unzählige Schafe und immergrüne Wiesen: Die Insel Irland wie sie im Buche steht. In den 32 Grafschaften der irischen Insel – sechs davon in Nordirland, die restlichen 26 in der Republik – finden Besucher neben zahlreichen Wander- und Radwegen, Surf- und Tauchspots auch außergewöhnliche (Musik-)Festivals und Museen, historische Kulturstätten, Drehorte weltbekannter Filme und Serien – und vor allem die unverwechselbare Gastfreundschaft der Iren selbst.