Kreativwerkstatt Rebe

In der Steiermark ist Wein ein Ausdruck von Lebensart und Tradition – mit immer wieder kreativen, modernen und innovativen Entwicklungen.

Tourismus
18.07.2023 | Steiermark

Kreativwerkstatt Rebe

In der Steiermark ist Wein ein Ausdruck von Lebensart und Tradition – mit immer wieder kreativen, modernen und innovativen Entwicklungen. Wie hier mit alten Konventionen gebrochen wird, wie sich die einzelnen Rebsorten anhören, was die Reben auf dem Weg in die Flaschen erleben oder wer hinter den Kulissen welche Strippen zieht – wir haben ein paar außergewöhnliche Ideen und Umsetzungen gesammelt.

Wein im Ohr

Das Weingut Triebl in St. Anna am Aigen hat eine Spotify-Playlist mit Songs erstellt, die den Charakter der verschiedenen Weinsorten ins Ohr bringen sollen. „Jeder Wein – Welschriesling, Sauvginon Blanc oder Zweigelt – hat seinen eigenen Charakter. Das haben wir musikalisch aufgegriffen und präsentieren unsere Spotify-Playlist mit Songs, die die Charaktere des jeweiligen Weins beschreiben,“ erklären Luise und Franz Triebl. Damit nicht genug: Wer für das perfekte Gala-Dinner mit Freunden Hintergrundmusik sucht, findet bei Familie Triebl auch hierfür eine Playlist. Genusstipp: eine gute Flasche Wein aufmachen und „Weinhören“.

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Zum steirischen Wein passt die Spotify-Playlist vom Weingut Triebel. © Steiermark Tourismus / Tom Lamm

Wie am Schnür(l)chen

Eine Besonderheit unter den Schilcherweinen ist der Schnürlwein vom Weingut Jöbstl am südlichen Ende der Schilcherweinstraße. Die im Oktober geernteten Trauben werden hier äußerst behutsam auf Schnüre gehängt, um dort drei Monate lang, gut durchlüftet, ihrer Bestimmung entgegenzureifen. Durch diese einzigartige Lagermethode verdunstet der Wasseranteil allmählich, während der Zuckergehalt steigt. Der Lohn: pro Jahr 200 Flaschen erstklassiger, harmonischer Dessertwein.

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In der Schilcherei Jöbstl hängen die Trauben drei Monate lang auf einer Schnur. © Schilcherei Jöbstl

Wein aus Stein

Das Basaltgestein und der Wein von Stefan Krispel sind untrennbar miteinander verbunden. Man schmeckt den Basalt in vielen seiner Weine, da das Terroir im Vulkanland basalthaltig ist. Einer seiner Weine, eine Cuvée mit dem Namen B1 („B“ für Basalt, „1“ für „der Erste und Einzige“) kommt in ganz spezieller Form mit dem Basalt in Kontakt: Er wird nach einer uralten Vinifizierungsmethode in Basaltsteintrögen ausgebaut. Für den Weinausbau im Basalt besitzt Krispel inzwischen sogar das Patent. Und damit auch für seine famose Entdeckung: Basaltstein nimmt einem auf der Maische vergorenen Wein das oft kritisierte Übermaß an Gerbstoffen, durch das viele der sogenannten „Orange Wines“ relativ schwer trinkbar werden. Seine Trauben gedeihen so lange wie möglich an Rebstöcken in basalthaltiger Vulkanerde. Später reift der Wein im Basaltstein – mit viel Zeit für die Ausbildung eines starken Charakters. Ergebnis: Der B1 trägt die Essenz des Terroirs in sich und an den Gaumen.

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Der B1 wird nach einer uralten Vinifizierungsmethode in Basaltsteintrögen ausgebaut. © Genussgut Krispel

Weinbank mit Schließfach

In Ehrenhausen verleihen über 4.500 Weinpositionen der Weinbank von Koch Gerhard Fuchs und Sommelier Christian Zach ihren Namen. Neben einem Fine-Dine-Restaurant und einem Wirtshaus findet sich eine Vinothek, in der zahlreiche Weine, Bücher und Eingemachtes aus der Fuchsschen Küche für zu Hause erworben werden können. Ein besonderer Service: Wer zu Hause keinen passenden Lagerplatz für erlesene Weinraritäten hat, mietet in der Weinbank einfach adäquat temperierte Schließfächer.

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Die Weinbank bietet mit ihren mietbaren Schließfächern einen besonderen Service.
© Die Weinbank
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Burgund-Schließfach in der Weinbank © Die Weinbank

Wein lesen

Große Storys für feine Geister, heimliche Stars mit großer Geschichte oder Klassiker zur leichten Muße? Andrea und Andreas Posch haben ihre Leidenschaften für ausgezeichneten Wein und spannende Literatur kombiniert und auf ihrem „Wein gut zum Lesen“ in Pischelsdorf einen ganz besonderen Ort zum „Weinlesen“ geschaffen. Gäste wählen im Lesekeller oder Buschenschank aus rund dreißig verschiedenen Qualitätsweinen in unterschiedlichen Ausbaustufen und genießen dazu den Haus-Krimi, Bücher aus der eigenen Bibliothek, Lesungen im Weingarten oder andere belesene Aktionen. Das Weingut Posch ist Weingut des Jahres 2023.

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Im Lesekeller von Familie Posch entdecken Besucher verschiedenste Weine und Bücher. © Rene Strasser

Flein statt Wein

Veronika Mitteregger hat sich im steirischen Ratsch ihrem „Flein“ – hochwertigen, sortenreinen Traubensäften – verschrieben. Den typischen Sauvignon Blanc- oder Gelber Muskateller-Geschmack unvergoren als Traubensaft zu gewinnen, ist harte Arbeit: Als Familienbetrieb pflegt die Tochter von Weinpionier Alois Gross für die Saftproduktion steile Weingärten rein biologisch und von Hand. Durch eine schonende Erhitzung werden sortentypische Aromen konserviert, pasteurisiert wird der Flein in der Flasche. Ihr Erfolgsgeheimnis: hochwertiges Traubenmaterial, hochwertige Verarbeitung und der Mut, nur die ersten und besten 50 Prozent des Traubenpresssafts zu verwenden.

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Veronika Mittereggers Flein ist eine würdige alkoholfreie Alternative zu Wein. © Stella

Miss Rósy – der erste Schilcherwermut der Welt

Der erste Schilcherwermut der Welt kommt aus der Steiermark: „Mein erstes Produkt als Jungwinzerin soll einzigartig sein!“, war der Ansatz von Katrin Strohmeier. Gesagt getan, jetzt gibt es bei ihr einen Wermut mit Schilcher als Grundwein – die preisgekrönte Miss Rósy. Monatelanges Tüfteln war notwendig, um mit viel Fingerspitzengefühl diese ansprechende Geschmacksexplosion aus Schilcher, Brand und erlesenen Kräutern zu kreieren. Miss Rósy ist modern im Namen und am Etikett und bodenständig mit dem Wermutkraut, das schon vor Hunderten von Jahren verwendet wurde, und dem Schilcher, den es nur in der Steiermark gibt.

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Kathrin Strohmaier mit ihrem Schilcherwermut Miss Rósy © Andrea Knura

Amphorenwein

Der Steirische Amphorenwein gärt und reift in traditionellen Amphoren und hat meist eine hellorange Farbe. Das Besondere: Die Amphoren werden in der Erde des Weingartens bis zum Kragen eingegraben und gestatten dem Wein auch nach der Ernte einen direkten Kontakt zu seinem Terroir. Die vollreifen Trauben werden gerebelt und nochmals sortiert, bevor sie in die Amphoren gleiten. Hier findet mit natürlichen Hefen aus dem Weingarten die Spontangärung statt. Dabei bleiben Haut, Kerne und Saft bei vollständiger Aromatisierung bis zu sechs Monate zusammen. Durch die Poren der Amphoren dringt kaum Sauerstoff in den Wein ein, es findet lediglich eine Mikrooxidation statt, die für den Wein positiv und wichtig ist. Dafür werden Geschmacksstoffe aus dem umliegenden Erdreich aufgenommen, was dem Wein einen mineralischen Geschmack gibt. Zuletzt findet eine schonende Pressung in der Korbpresse statt. Der frisch gepresste Wein kommt zur weiteren Reifung zurück in die Amphore oder ins Eichenholzfass, wo er zumindest ein weiteres Jahr verbleibt. Vor dem Abfüllen in die Flaschen findet weder Filterung noch Schönung statt. In der Steiermark wird Amphorenwein unter anderem im Weingut Werlitsch in Leutschach oder in St. Peter am Ottersbach auf dem Weingut Ploder-Rosenberg und hergestellt.

STM_Kreativwerkstatt_Weingut Ploder-Rosenberg_Amphorenweine_(c) Weingut Ploder-Roenberg
Die Amphorenweine des Weinguts Ploder-Rosenberg charakterisieren die vier Elemente.
© Weingut Ploder-Roenberg
STM_Kreativwerkstatt_Weingut Ploder-Rosenberg_Amphorenweine_Weinkeller_(c) Weingut Ploder-Roenberg
Die Trauben gären in Amphoren. © Weingut Ploder-Rosenberg

PiWi

PiWi ist Trend und die Züchtung neuer, robuster und innovativer Rebsorten ist ein Generationenprojekt. Die pilzwiderstandsfähigen Weine werden aus neuen Rebsorten hergestellt, die eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten aufweisen und daher eine deutliche Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln ermöglichen. PiWi-Reben sind Kreuzungen verschiedener Sorten, wobei die hervorragenden Eigenschaften, die Widerstandsfähigkeiten und die Weinqualitäten miteinander kombiniert werden. Durch gezielte Züchtung, Kreuzung und Selektion entstehen neue innovative Rebsorten, die es ermöglichen, den Weinbau nachhaltiger zu gestalten und die zukünftigen Herausforderungen im Weinberg zu bewältigen. Dem PiWi-Weinbau haben sich in der Steiermark unter anderem das Bio-Weingut Renner aus Leutschach, das Weingut Ploder-Rosenberg aus St. Peter am Ottersbach und der Kobatl Biohof aus Tieschen verschrieben.

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Karl Renner vom Bio-Weingut Renner in seinem Weinkeller © Weingut Karl Renner

Moderne Weinköniginnen – die „Weinblüten“

Die Weinwelt der Steiermark emanzipiert sich. Junge Winzerinnen übernehmen immer häufiger den elterlichen Betrieb, brechen mit der Konvention und verleihen der einstigen Männerdomäne eine feminine und moderne Seite mit Liebe zum Detail. Unter dem Namen „Die Weinblüten“ haben sich sechs Winzerinnen aus dem Steirischen Vulkanland zusammengeschlossen. Sie möchten dem Thema Wein gemeinsam einen weiblichen Zugang geben und andere Frauen dazu ermutigen, sich ebenfalls für den Beruf Winzerin zu entscheiden. Schließlich sind laut den „Weinblüten“ gerade einmal etwa zehn Prozent der Betriebsführer im Weinbau Frauen. Alle Mitglieder der „Weinblüten“ sind auf den Weingütern ihrer Eltern aufgewachsen, haben die Betriebe übernommen und produzieren eigene Weine. Lang gehütete Familiengeheimnisse sind dabei genauso wichtig wie neue, kreative Ideen. Neben den Weinen vom jeweiligen Weingut haben „Die Weinblüten“ auch zwei gemeinsame Tropfen aus Trauben von allen sechs Betrieben entwickelt. Das Ergebnis: „Die Rosi“ und „Herzogin Rosa“.

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Die Weinblüten mit ihrem eigenen Wein © Die Weinblüten

Faire Bio-Wein-Schokolade

Schokolade mit Rosinen kann jeder. Genusstrendsetter, Visionär und Kult-Chocolatier Josef Zotter stellt mit seiner Schokoladenmanufaktur in Bergl bei Riegersburg gerne die Geschmacksnerven auf den Kopf und stoppt bei seinen inzwischen über 500 verschiedenen handgeschöpften Kreationen in Bio- und Fairtrade-Qualität nicht einmal vor Käse oder Algen. Kein Wunder, dass sich im Sortiment auch mehrere ausgefallene Schokoladensorten mit Traubensaft- oder Weinfüllungen wie Muscaris Marzipan, Käse-Walnuss-Trauben, Portwein und Feige, Gelber Muscateller – Sand & Schiefer oder Sauvignon blanc – Kalk & Kreide finden. Damit nicht genug: Vielfach ausgezeichnet zählt Zotter inzwischen zu den nachhaltigsten Unternehmen Österreichs. Der fair gehandelte Bio-Kakao wird in der eigenen Schokofabrik geröstet, gemahlen, gewalzt und conchiert. Damit legt Zotter den Grundstein für die Entwicklung der Schokofabrik zum Kompetenzzentrum für Schokolade. Als europaweit erster Bean-to-Bar-Produzent, der ausschließlich in Bio- und Fair-Qualität produzierte zählt Josef Zotter auch heute noch zu den wenigen unabhängigen Bean-to-Bar-Produzenten. Wer hinter die Kulissen blicken will: In der Zotter Erlebniswelt warten ein Kakaokino, ein Schokoladen-Theater, ein „Essbarer Tiergarten“, eine Öko-Essbar sowie ein Shop, der die Kaufentscheidung zur süßen Qual der Wahl macht.

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Josef Zotter bei der Arbeit © Heinz Stephan Tesarek
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In Zotters Schokoladen-Theater darf viel genascht werden. © Graeme Kennedy

Käsekunst mit Wein

Ziege mit Uhudlerbeeren oder Rösler Wein Camembert? Für seine raffinierten Käsekreationen kombiniert „Cheese Artist“ Bernhard Gruber in Österreichs 1. Käsereifungs- und Käsekunstwerkstatt, der Fromagerie zur Riegersburg, unterschiedlichste regionale Zutaten und bringt auch regionalen Wein im Käse oder zur Käseverkostung zur Geltung. Seine Käsekunst ist abhängig von der Jahreszeit und auch vom biologischen Rhythmus des Tieres. Sein Werdegang? Vom Koch zum Almsenner und schließlich zum diplomierten Käsesommelier und Käsekünstler mit eigenem Atelier trifft es am besten. Besucher erobern Grubers Käsewelt bei Führungen und Verkostungen, besuchen die Käsekellerei sowie die Butterei und lernen Wissenswertes zur Erzeugung, Lagerung, Pflege und Käse-Veredelung.

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The Cheese Artist führt in seinem Sortiment auch Käsevariationen mit Wein. © Irina Fuchs

Über Steiermark

Viel zu schön, um kurz zu bleiben: Die Steiermark mit den Regionen Südsteiermark, Oststeiermark, Thermen- & Vulkanland, Erlebnisregion Graz, Hochsteiermark, Erzberg Leoben, Gesäuse, Erlebnisregion Murau, Erlebnisregion Murtal, Schladming-Dachstein und Ausseerland Salzkammergut bietet ein Land zwischen Gletscher und Therme, zwischen Traditionen und Visionen, mit Kultur sowie kulinarische Erlebnisse durch eine alpenländische Küche gepaart mit mediterraner Finesse. Die vielfältige und umfangreiche Sportinfrastruktur ermöglicht zu allen Jahreszeiten zahlreiche Outdoor-Aktivitäten.

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