Interview mit Con Quill: Camping in Irland
Con Quill, der CEO des Irish Caravan and Camping Council (ICCC) gibt Antworten rund um das Thema Camping auf der grünen Insel
Con Quill: Die Iren haben Camping entdeckt
Der CEO des ICCC gibt Antworten rund um das Thema Camping auf der grünen Insel – Hauptsaison und Feiertage meiden
Vor ziemlich genau einem Jahr – im November 2021 – sprach Heinz Bück für Tourism Irland mit Con Quill, dem CEO des Irish Caravan und Camping Council und Chef von mehr als 100 wunderbar gelegenen Campingplätzen der grünen Insel. 2022 versprach damals eine fast normale Saison. 12 Monate später redeten die Beiden erneut: über ein postpandemisches Jahr unter neuen, weltpolitisch bedingten Lasten, über die kommende Saison 2023 und das Abenteuer Camping auf der grünen Insel.
Als wir das letzte Mal miteinander sprachen lag diese endlos scheinende Pandemie zwar immer noch nicht ganz hinter uns. Aber wir hofften auf Normalisierung in 2022. Und mit ein wenig Verzug startete der Tourismus in Irland dann zaghaft im späten Frühjahr. Wie war die Saison 2022?
Unsere Hoffnungen haben sich tatsächlich erfüllt. Und die Erwartungen wurden sogar übertroffen. Für den hiesigen Tourismus waren es am Ende gut 50% Zuwachs gegenüber dem Vorjahr und nach den Monaten der pandemiebedingten Ausfälle dann für uns alle ein verdientes und zufriedenstellendes Ergebnis.
Wie war die Saison für die Mitglieder im Irish Camping Council?
Turbulent und anstrengend, aber auch lustig. Seit Corona haben die Iren Camping im eigenen Land entdeckt, sind über die Wochenenden und die Ferien ins Grüne gefahren und viele haben Urlaub zuhause verbracht statt im Süden. Alle wollten endlich raus! Tja und wenn irische Familien mit Freunden anrücken, dann kann es turbulente Nächte geben. Und man muss dann öfter einmal die Grenzen abstecken. Das war auch schon 2021 so, aber unterm Strich hat es allen Spaß gemacht. Unsere Mitglieder im Council sind jedenfalls zufrieden.
Was jedoch keiner für möglich gehalten hatte, war ein Krieg in Europa. Irland hat inzwischen gut 60.000 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen und ist am Rande der Kapazitäten. Aufgrund der schwelenden Krise auf dem irischen Wohnungsmarkt konnten viele von ihnen nur in B&Bs und Hotels untergebracht werden. Das hatte auf der anderen Seite spürbaren Einfluss auf den Tourismus in Irland.
In der Tat. Die Übernachtungskapazitäten schrumpften – um gut 30% – und das Angebot kam daraufhin in die Schieflage. Die Hotelindustrie wurde zwar bezahlt, aber heimische wie auch ausländische Touristen kamen nicht mehr unter und daraufhin zogen auch noch die Preise an. Und wie das dann so geht, geriet infolgedessen die lokale Wirtschaft unter Druck, die Kleinen, die am Tourismus partizipieren: die Gastronomen oder Taxifahrer etwa waren merklich betroffen.
Heißt das, dass Camping einmal mehr die bevorzugte Wahl in diesem Jahr wird.
Für die heimischen Urlauber bestimmt und für die europäischen Gäste sicherlich auch. Wir haben eine „cost of living crisis”, die die einen schwerer wegstecken als andere. Zugleich gilt Irland auf dem Kontinent als ein sicheres Reiseland – zumal in diesen traurigen Zeiten. Es gibt nicht von ungefähr neue direkte Fährverbindungen: von Dünkirchen nach Rosslare, von Cherbourg nach Dublin und von Bilbao nach Rosslare. Und die bringen in beide Richtungen mobile Urlauber in die europäischen Gastländer. Camping ist europaweit in!
Und wir sehen uns europaweit mit einer Inflation, mit erhöhten Lebenshaltungskosten und einer Energiepreiskrise konfrontiert. Das wird sich doch sicher auch auf die Campinggebühren niederschlagen? Sind Preiserhöhungen zu erwarten? Was kostet ein Platz 2023 im Durchschnitt?
Die Preise werden um rund 10 Prozent ansteigen. Wobei ein Stellplatz für die Nacht für 2 Personen im Schnitt 30 Euro betragen wird, in der Hauptsaison etwa 38 Euro. Das regelt jeder Platz selber. Strom und WiFi sind meistens in der Übernachtungsgebühr enthalten. Einige rechnen Strom oder Duschen separat ab.
Die grüne Ministerin Catherine Martin TD stärkt im Namen der irischen Regierung zusammen mit Fáilte Ireland und Tourism Ireland Initiativen für einen nachhaltigeren Tourismus in Irland und für entschlossene „Climate Action”. Darin liegen etliche Möglichkeiten. Wie sieht der Kurs Richtung nachhaltigere Ferien und grünen Tourismus beim ICC aus?
Es geht für das Council und seine Mitglieder darum, wie wir Kosten spürbar senken, Energie einsparen und CO2-Emissionen vermeiden können. Auf unserer Jahres-Konferenz im vergangenen November in Wexford hatten wir etliche grüne Themen diskutiert. Roisin Finlay von „Sustainable Travel Ireland” und James Hogan, der Manager der „Green Business Programme” haben Möglichkeiten und entsprechende staatliche Unterstützung vorgestellt. Das reicht von Solarenergie, Wassereinsparung und Isolierungsmaßnahmen bis zur Abfallwirtschaft. Viele unserer Mitglieder haben Ladestationen für Elektrofahrzeuge installiert. Aber es bedarf der Akzeptanz der Menschen und der Infrastruktur durch die Regierung, um allein den Öffentlichen Personenverkehr zu nennen.
Ein Irlandurlaub hängt aus der kontinentalen Sicht an Kapazitäten und Verfügbarkeiten von Hotels und Leihwagen oder den Preisen bei Fähren und Flügen. Wann ist die beste Zeit für die Camper vom Kontinent?
Ganz zweifellos im April, Mai und Juni und dann wieder im September bis Mitte Oktober. In den anderen Sommermonaten herrscht hoher Andrang infolge der hiesigen Ferien und Urlaubszeit.
Während der Pandemie sind die Campingplätze zu Vorabreservierungen und Online-Buchungen übergegangen. Ist das europäischen Gästen anzuraten?
Während der Hauptsaison unbedingt. Außerdem schätzen – besonders die Deutschen – die Sicherheit, einen Platz fest gebucht zu haben. Vorabzahlung hat sich im Tourismus überall etabliert. Und etwaige Stornierungen sind auch geregelt. Da haben alle Mitglieder ihre Modalitäten und anfallende Stornogebühren offen dargelegt. In der Nebensaison kann man die Plätze meistens unangemeldet ansteuern.
Bis auf die Wochenenden und Bankholidays! Da wollen viele Plätze eine Komplettbuchung von Freitag bis Sonntag.
Das stimmt. Viele Iren wollen bei schönem Wetter am Wochenende raus in die Natur. Von Mai bis August sollte man das beachten. Aber wir bemühen uns, neben Dauercampern auch mehr einfache Nachtstellplätze für durchreisende Tourer einzurichten.
2023 Feiertage in Irland
Montag, 6. Februar St Brigid’s Day
Freitag, 17. März Saint Patrick’s Day
Montag, 10. April Ostermontag
Montag, 1. Mai Maifeiertag
Montag, 5. Juni Juni Feiertag
Montag, 7. August August Feiertag
Montag, 30. Oktober Oktober Feiertag
Montag, 25. Dezember 1. Weihnachtsfeiertag
Dienstag, 26. Dezember 2. Weihnachtsfeiertag
Hintergrund
Das „Irish Caravan and Camping Council“ ICCC wurde 1960 gegründet und firmierte ab 1969 als Limited. 1994 änderte das Council seinen Status und wurde als „The Caravan, Camping and Mobile Home Society Limited“ eingetragen – nach irischem Recht gemäß „Industrial and Provident Societies Acts“. Heutiger CEO ist Con Quill. Er ist selbst Inhaber des Blarney Caravan & Camping Parks. Der Organisation gehören seit 2021 inzwischen 115 Betreiber von Caravan- und Campingparks an: 91 aus der Republik Irland, deren Plätze durchgängig nach den hohen Standards von Fáilte Ireland zertifiziert sind, und 11 aus Nordirland. Neben den Parkbetreibern sind 13 branchenverwandte Unternehmen assoziierte Mitglieder: Caravanhersteller und -vermieter, Zubehörhandel und Lieferanten sowie Unternehmen und Körperschaften des Campingbereichs und der irischen Tourismusbranche.
Das ICC arbeitet auch intern auf der Basis freiwilliger, selbst auferlegter Standards und kontinuierlicher Qualitätskontrollen in einer der Schlüsselindustrien im touristischen Wettbewerb mit 130 Mio. Euro Jahresumsatz und rund 3 Millionen Übernachtungen auf irischen Campingplätzen.
Der Tourismus ist Irlands größter einheimischer Wirtschaftssektor mit 330.000 Beschäftigten (Stand 2019). 11,3 Millionen Besucher aus aller Welt besuchten Irland in 2019 und gaben 5,9 Milliarden Euro aus. Schätzungsweise 41 Euro erbrachte jeder ausgegebene Euro im Jahr 2017 für die heimische Wirtschaft.
Wenn Sie mehr über Camping in Irland erfahren möchten, hören Sie doch einfach mal rein in den Podcast von Tourism Ireland.
Über Tourism Ireland
Felsige Steilklippen, kilometerlange Steinmäuerchen, unzählige Schafe und immergrüne Wiesen: Die Insel Irland wie sie im Buche steht. In den 32 Grafschaften der irischen Insel – sechs davon in Nordirland, die restlichen 26 in der Republik – finden Besucher neben zahlreichen Wander- und Radwegen, Surf- und Tauchspots auch außergewöhnliche (Musik-)Festivals und Museen, historische Kulturstätten, Drehorte weltbekannter Filme und Serien – und vor allem die unverwechselbare Gastfreundschaft der Iren selbst.